Griechenland befindet sich seit Jahren in einer wirtschaftlichen Depression. Das war nicht immer so; die Menschen wissen, dass es ihnen besser gehen könnte. Die Erzählungen von Christos Ikonomou spielen in Piräus, rund um den großen Hafen. Sie machen die Atmosphäre heute im Land spürbar, zeigen Menschen, die mit verschiedenen existenziellen Nöten zu kämpfen haben und ihrer irgendwie, und sei es durch Warten, Herr zu werden versuchen. Ikonomou kennt das Leben seiner Landsleute, kennt ihre Welt, die Straßen und die Docks, die ihr Zuhause bilden, diese Ecken Athens, die eigentlich grau sind und doch eine eigene Schönheit haben. Seine Figuren leben in Mietskasernen, arbeiten im Hafen. In Momentaufnahmen sieht man diese Persönlichkeiten in ihrer Würde und bangt mit ihnen: den Rentnern, die vor der Sozialversicherung kampieren, den Arbeitern, die vergeblich um ihren Wochenlohn anstehen, dem Mann, der sich wehren und protestieren muss, aber vor lauter Übermacht des Unglücks nicht weiß, was er auf sein Plakat schreiben soll, und so schließlich mit leerem Plakat demonstriert.
Aus einer inneren Notwendigkeit geschrieben, in einem schönen Rhythmus mit Zäsuren und Auslassungen, ohne überflüssige Wertungen hat diese Literatur eine eigentümliche Kraft.
Christos Ikonomou wurde für diesen, seinen zweiten Erzählband mit dem griechischen Staatspreis für Literatur 2011 ausgezeichnet.
Die Übersetzerin, Birgit Hildebrand, 1944 in Regensburg geboren, lehrte viele Jahre an der Aristoteles- Universität in Thessaloniki. Seit 1989 übersetzt sie neugriechische Literatur, u. a. Werke von Mimika Cranaki, Nikos Panajotopoulos, Soti Triantafillou, Alki Zei. 2001 erhielt sie den Deutsch-Griechischen Übersetzerpreis für die Übertragung von Pavlos Matessis: "Tochter der Hündin".