Nachdem Stefan Zweig gemeinsam mit seiner Frau Lotte im September 1941 ein winziges Häuschen in einem Vorort von Petrópolis bezogen hatte, schrieb er an seine erste Frau, Friderike, wie froh er sei, „America entronnen zu sein, ich passe nicht hin durch meine Ungeschäftlichkeit“. Er korrigiere jetzt, teilte er aus brasilianischen Exil mit, „viel an der Autobiografie“ und habe „eine kleine Schachnovelle entworfen, angeregt davon, dass ich mir für die Abgeschiedenheit ein Schachbuch gekauft habe und mit Lotte täglich die Partien der grossen Meister nachspiele“. Er würde bis zuletzt an dieser Novelle arbeiten, aus Vorsicht ließ er mehrere Typoskripte anfertigen, schickte sie nach Rio de Janeiro, New York und Buenos Aires, bevor er sich am 22. Februar 1942 das Leben nahm.
Man hat die „Schachnovelle“ oft als eine Art Abschiedsbrief Zweigs gelesen. Sie ist es wenigstens so sehr wie die Erinnerungen an die „Welt von Gestern“. Der Unterschied der Zeiten wie der Fortschritt zum Schlechteren werden im Zusammentreffen unvereinbarer Charaktere gestaltet. Auf einem Passagierdampfer begegnen sich: ein Anwalt, der in der Gestapo-Haft seinen Peinigern ein Schachlehrbuch stahl und im Geiste die dort versammelten Meisterpartien nachspielte, um nicht der Isolationsfolter zu erliegen; ein Schachweltmeister, der wie ein Rechenmaschine vor dem Brett sitzt, der stumpfsinnige, fantasielose, im Kern bösartige Mirko Czentovic; der dritte im Bunde ist der neugierige, sensationslüsterne McConnor, eine Erfolgsmensch. In dieser Ges