Übersetzung: Enzensberger, Christian
Im Grunde ist die Dichtung des griechischen Nobelpreisträgers Giorgos Seferis (1900 bis 1971), schreibt Christian Enzensberger, von dem die Übertragungen dieses Bandes stammen, "eine ganz einfache Dichtung; sie hat sich ein allererstes Schema bewahrt: Die Dinge sind, die Menschen tun. Sie führt uns in eine Seelandschaft zwischen den Ufern von Substantiv und Verb, die wir dort doch nie bemerkt haben, in ein Dazwischen, dem sich beides gleichermaßen fremd und vertraut ausnimmt."
Der Jurist und Dichter Giorgos Seferis (* Izmir 1900, † Athen 1971) trat nach dem Studium in Paris in den diplomatischen Dienst ein. Jahre in London und Albanien folgten - während der deutschen Besatzung seines Landes und der griechischen Exilregierung war er u. a. in Ägypten und Südafrika tätig. 1944, nach der Befreiung des Landes, kehrte Giorgos Seferis nach Athen zurück. Der vor allem durch seine Gedichte und Tagebücher bekannt gewordene Autor wandte sich 1969 in einem flammenden Appell gegen die Militärdiktatur (1967-1974). Die Weltläufigkeit durch seine diversen Auslandsaufenthalte, aber auch die damit verbundene Erfahrung der Entfremdung ist in Giorgos Seferis' modernen Gedichten, Essays und Tagebüchern genauso spürbar und verarbeitet wie das Schicksal Griechenlands und seiner Menschen ("Logbuch I, II und III" 1940/44/55, "Essays" 1932-1971, "Tagebücher"/"Politisches Tagebuch" 1931-56). Die Beerdigung des Dichters und Diktaturgegners soll 1971 eine machtvolle Demonstration gegen Unterdrückung und Diktatur gewesen sein. Den Nobelpreis für Literatur erhielt Giorgos Seferis 1963.