Eine beinahe unmerkliche Explosion, eine Wolke aus Rauch, empfindliche Stille - dann das dumpfe Knacken berstenden Marmors: Der Parthenon auf der Akropolis ist Geschichte. Kaum hat sich der Qualm verzogen, wird die schmerzliche Leere entblößt: Wo noch vor kurzem das Wahrzeichen Athens gethront hatte, ist jetzt - nichts. Scharenweise pilgern die Menschen an den Ort dieser griechischen Tragödie: Wer hat ihnen ihr Sinnbild, ihren Ankerpunkt genommen?
"Ich hatte nicht die Absicht, Böses zu tun. Ich wollte nicht zerstören ... Ich empfand mich selbst als jemanden, der ein Geschenk anbietet, einen Ausweg, eine Herausforderung."
Schon Mitte des 20. Jahrhunderts rief der Dichter Jorgos Makris in einer Proklamation dazu auf, sich des Parthenon zu entledigen. Jetzt, 60 Jahre später, wagt es tatsächlich jemand. Ein junger unbescholtener Mann hat das jahrtausendealte Symbol zum Einsturz gebracht. Getrieben von der Sehnsucht, sich und die Griechen von der hemmenden Bürde ihres übermächtigen antiken Erbes zu befreien.
Christos Chryssopoulos - so kraftvoll klingt zeitgenössische griechische Literatur
Christos Chryssopoulos ist ein kritischer Kenner der kulturellen, sozialen und politischen Verhältnisse in Griechenland. In seinem scharfsinnigen Roman macht er die große Ambivalenz nicht nur der Griechen, sondern darüber hinausweisend jeder nationalen Identität zum Thema. Ein mutiger, sprachlich kraftvoller Roman über die Konstruktion einer Nation und die Poesie der Zerstörung.