Dieser Roman gilt als der politische und der Frauenroman der letzten Jahre. Eleni, alias Daphni, vor allem "Die Verlobte des Achilles" sucht nach ihrer verlorenen Identität in der turpulenten Jahren während und nach dem Bürgerkrieg, die sie an der Seite ihres Geliebten verbrachte. Es geht dabei nicht um die Entmythologisierung der griechischen Resistance, sondern um die Relativierung des Heldentums, das den Menschen taub macht für die Zwischentöne und die Seele ihrer Sensibilität beraubt. Ganz oberflächlich könnte man Alki Zeis Roman "Die Verlobte des Achilles" als ein hochmütiges Buch ansehen, das mit der ganzen linken Bewegung ins Gericht gehen will. Doch Alki Zei hat mit ihrem Werk Bahnbrechendes geleistet und zwar in zweifacher Hinsicht: Einerseits hat sie gewagt, an Klischees und Mythen des Heroentums der Männer zu rütteln, und andererseits, die Haltung der Frauen dieser Heroen zu analysieren und deren Rolle in Frage zu stellen. Die Geschichte: Der Widerstand gegen die Deutschen in der Stadt Athen und der anschließende Bürgerkrieg. Die Personen: Teilnehmer am Widerstand und am Bürgerkrieg, aber eben Menschen mit allen Eigenschaften, beobachtet und erforscht im Zeitraum von 30 Jahren – von den Anfängen der 40er Jahre bis zum Umfeld des Mai '68 in Paris. In diesem Roman, der in Athen, Rom, Taschkent und Paris spielt, und somit Bezug auf zeitgenössische Ereignisse in ganz Europa Bezug nimmt, Griechenland also nicht als ein entferntes und abgeschnittenes Land in der südeuropäischen Ecke behandelt, wird man oft verleitet, die Autobiographie Alki Zeis entdecken zu wollen. Der Kritiker Kostas Stamatiu nannte ihn "Requiem für eine ganze Generation", wobei aber nicht nur trauernde und traurige Töne zu vernehmen sind, sondern mit viel Humor auch liebliche, fast romantische und auch wieder kindlich-fröhliche und optimistische Klänge.
Zei, Alki
Alki Zei wurde 1925 in Athen geboren und verbrachte ihre Kindheit auf der Insel Samos. Sie studierte Musik, Theater und Literatur in Athen, 1941-1944 schloss sie sich dem Widerstand gegen die deutschen Besatzer an. Sie floh 1952 vor den Repressalien nach Rom, 1954 in die Sowjetunion, zunächst nach Taschkent, dann nach Moskau. Nach Griechenland konnte sie erst 1964 zurückkehren, musste aber nach dem Militärputsch 1967 erneut ins Exil gehen, diesmal nach Paris. Sie kehrte erst 1981 nach Athen zurück, wo sie bis heute lebt.Zei ist hauptsächlich als Autorin von Jugendliteratur bekannt und hatte gleich mit ihrem ersten autobiographischen Roman Wildkatze unter Glas über ihre Kindheit auf Samos (1966, 1973 ins Deutsche übersetzt von Thomas Nicolaou) einen großen Erfolg. Es folgten weitere Titel, Zei etablierte sich als wichtige Jugendbuchautorin und wurde wiederholt mit Preisen ausgezeichnet. Doch 1987 überraschte sie mit ihrem wohl größten Erfolg, Die Verlobte des Achilles, ihrem ersten Roman für Erwachsene, der mittlerweile einen zentralen Platz im politisch-ideologischen Diskurs sowie in der zeitgenössischen Literaturgeschichte einnimmt.