Die mehr als 50 Lyriker und Lyrikerinnen und über 100 Gedichte des vorliegenden Bandes stellen diese prägenden Eigenschaften der neuen griechischen Dichtung zur Diskussion. Hervorgetreten sind sie erstmals in der Zeit um die Jahrtausendwende, also lange vor dem Ausbruch der griechischen Krise. Teilweise haben sie diese vorweggenommen, teilweise sich im Laufe der Zeit dynamisch an ihr gemessen.
Die griechische Lyrik des 21. Jahrhunderts bringt Veränderungen in Inhalt und Form. Sie ist politisch, weil sie das Private bewusst und verallgemeinernd öffentlich macht. Sie ist global, weil sie einen selbstverständlichen Dialog mit den Entwicklungen jenseits der griechischen Landesgrenzen führt und zugleich an ihrer zuweilen extremen Ortsgebundenheit festhält. Sie ist bahnbrechend, weil sie sich auf der Basis einer neuen, vom Internet geprägten Kollektivität mit der Performance verbindet.
Inhaltsverzeichnis
Eno Agoli: Drei Tage und einer entfernt von Kioto (Auszug); A las cinco de la tarde
Marigo Alexopoulou: [Dann erhob sich eine finale Grabinschrift]
Dimitris Allos: Fahrtroute; Rabiates Magnesium (Auszug)
Vasilis Amanatidis: Christmas song; [Unschuld]
Dimitris Angelis: [Finsternis weht wo ich gestern]
Orfeas Apergis: Die Passion; Der Tisch; »Die Wurzel im Meer«
Apostolis Artinos: [eines Spiegelbildes Eleganz ist]; [doch unabhängig]
Iana Boukova: Tractatus (Auszug); Streichholzplantagen in Düsseldorf
Thodoris Chiotis: [Erreicht man den Rand]; Ø
Giannis Doukas: Sei sie auch ohne Schwingen
Dimitris Eleftherakis: Der Prozess des Odysseus
Panagiotis Galanopoulos: Beim Teufel sind die Details; verborgen – Das Schlangengedicht (Auszug)
Phoebe Giannisi: (Achilles); (Penelope I _am addicted to you); (Penelope III); Tastsinn; Worte; Ein Armer; Natur; Bezeugung 1–3
Anna Griva: Löffelsüßigkeiten; Die Uhr; Bestimmung; Verlängerung des Arbeitslosenausweises
Giorgos Hantzis: Vorzeichen; Chartres/Sartre
Katerina Iliopoulou: Die Sirene; Mittag. Erste Stimme (die Bildhauerin); Mittag. Zweite Stimme (der Garten); Santa Liquida / Das Lösen der Verflechtung; [In den fünfziger Jahren]; Die unsagbare Wonne; Die Taufe
Vangelis Intzidis: Milena
Panayotis Ioannidis: Der Kummer hinter den Augen; Erster November; Eau de Miel; Łazienki
Lena Kallergi: Abschied von der Sprache; Schiffskorso
Dimitra Kationi: [Grabstele]; [verschwommen feucht dunkel]; [ich bin der sowieso und alles existiert]; [er nennt mich seinen Traum und ihr sagt Ypsilon zu mir]
Achilleas Katsaros: [wo sich das Rote Meer teilt]
Stathis Kephalouros: Die Mädchen in Edessa
Mary Kligatsi: [aus der Seite]; [Adams Apfel]; [Schwerkraft und Anmut]
Patricia Kolaiti: Nekrophanie
Maya Koltsida: Überlebensrezept mit Salz
Christos Koltsidas: [heute weht Wind]
Konstantina Korryvanti: Rhea
Eleni Kosma: [Es ruhen]
Theoni Kotini: Hochzeit
Dimitra Kotoula: Satyrkopf; Mutter und Tochter oder Landschaft in Bewegung; (Die Moralia); (Angelegenheit von Leben und Tod oder Zivilisten verhandeln im Winter des griechischen Bürgerkriegs)
Kostas Koutsourelis: Wind August (16)
Dimitris Leontzakos: Gelernter Wind; Vielleicht bedeutet; [Deinen Lyrismus werde ich in Stücke hauen]; [Heftig hoch]; Grässliche Horden im Traum
Giorgos Lillis: Vertreibung
Alekos Lountzis: Dieses Jenes; Back–up; Propaganda von unten; Schwarze Regenschirme
Alexios Mainas: Eine Sprache die alle verstehen (Zweite Fassung); Die Erziehung der Trauer; Das Theorem des Seufzers
Pavlina Marvin: Lied der kleinen Musenfreundin
Stergios Mitas: Letzte Momentaufnahme der europäischen Intelligenz; Die Hochzeit: Finale
Konstantinos Papacharalampos: die hebelung
Kallia Papadaki: olympic airways. so wie man delta sagt; lavendel im dezember
Iordanis Papadopoulos: Salto morale; Der Unvollständigkeitssatz nach der morgigen Party; Sechs witzige Verse meinerseits sowie ein Vorschlag; Erstes Muster einer Geschichte für die 5. Übung
Olga Papakosta: Nicht nur das Antzlitz; Meeting Place
Dimitris Petrou: Addidas–Tango; Ländliches; Anthropologie
Stamatis Polenakis; Die Pendelschwünge
Giorgos Prevedourakis: [Schlägermutter Saloniki]
Giorgos Psaltis: Madonnen Helenen, 8
Haris Psarras: Sylvesterabend (Nachtwache); Eurydike an Orpheus; Von Er dem Armenier; Freude des Chryses; Kollateralschäden; Homer; Repatriierung
Thodoris Rakopoulos: Aus einer Fondantschachtel; Bote; Die Tourna (maked.), also der Hecht
Nina Rizou: [im globalen Universum]; [als nützlich zeigt sich das Nichts]; [imposante Gebirge]
Lenia Safiropoulou: [Die Tage fliegen auf dem Rücken]; Hypnotische Fluren (Verdun 1916 – Herat 2016)
Christos Siorikis: In der Fremdsprache; Koffer
Danae Sioziou: Flächendeckenden Weinens; Weiß gewinnt
Giorgos Spanos: Zerpflücken des Mythos; Wie ein Gebet öffnete sich das Gedicht; Wie Kummer
Yannis Stiggas: Verliebt also schwebend
Kiriakos Sifiltzoglou: Dem unbekannten Patrioten; [Franz Kafka. in Ioannina.]
Georgia Triantaphyllidou: Zeitgeschehen
Thomas Tsalapatis: Was mir Franz Ferdinand von Österreich zuflüsterte
Nikos Voutyropoulos: [Ich weiß nicht, was die anderen sagen]
Maria Topali wurde in Thessaloniki 1964 geboren und lebt in Athen. Sie studierte Jura in Athen und in Frankfurt/M. als Stipendiatin der Daimler-Benz-Stiftung. Sie schreibt Lyrik und Theaterstücke sowie Rezensionen und Literaturkritik in Zeitungen und Zeitschriften, und übersetzt Literatur aus dem Deutschen. Sie arbeitet im Nationalen Zentrum für Soziale Studien in Athen und ist Mutter zweier Kinder.
Torsten Israel
geb. 1967 in Leipzig. Studium der Griechischen Philologie, Geschichte und Theaterwissenschaften in Berlin und Athen. Literarische Übersetzungen, Literaturkritik und Essayistik auf Griechisch und Deutsch. Zuletzt griechiche Übersetzung und Bühnenbearbeitung von Erich Arendts Der Tänzer (UA: 2009, Attis-Theater, Athen, Regie: Theodoros Terzopoulos) und Herausgeberschaft von Helene Varopoulou, Passagen. Reflexionen zum zeitgenössischen Theater, Berlin: Theater der Zeit, 2009. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz/Germersheim. Lebt in Mannheim und Athen.