Ein thessalisches Dorf an einer Flussmündung Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Die Menschen sind einfältig und abergläubisch. Obwohl seit einigen Jahren im unabhängigen Griechenland lebend, beherrscht sie die Furcht vor dem türkischen Grundherrn. Mitten in ihre alltäglichen Sorgen tritt an einem Sonntag Tziritokostas, der Bettler. Er wirkt schwach und kränklich ebenso wie seine Begleiter, ein verkrüppelter Junge und ein Esel. Doch unter der abgerissenen Maske des Bettlers verbirgt sich ein muskulöser Mann mit scharfer Intelligenz und ohne moralische Skrupel. Sein Elend lässt die Dörfler kalt, bis sie erkennen, dass der Bettler über magische Kräfte und Pülverchen zu verfügen scheint, die ihre geheimsten Wünsche zu erfüllen versprechen. In den folgenden Tagen nimmt der Bettler an dem strafversetzten Zollwächter, der ihn verprügelt und erniedrigt, grausame Rache und krempelt das Leben der Dörfler und des Dorfes von Grund auf um.
In diesem Klassiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts, typisch für den Naturalismus seiner Zeit, wird nicht nur Kritik an der Rückständigkeit der Provinz und der korrupten Politik deutlich. Noch wichtiger erscheinen die dämonische Anziehungskraft des Bettlers, seine naturwüchsige Verschlagenheit und seine Skrupellosigkeit. Die sozialdarwinistisch inspirierte Indifferenz gegenüber moralischen Werten machen noch heute die Faszination dieses Romans aus.
Andreas Karkavitsas (1866-1922) gehört zu den wichtigsten griechischen Vertretern der Sittenschilderung - der literarische Appell seiner Zeit, das ländliche Leben, die Sitten und Gebräuche darzustellen und vor dem Verschwinden zu "bewahren", inspirierte ihn zu seinen ersten Werken: Mit neunzehn Jahren veröffentlichte er in Zeitschriften Erzählungen, die er 1892 in einem Band herausgab. Sein Aufenthalt als Militärarzt in der griechischen Provinz und unter Seeleuten lieferte ihm Stoff für sein literarisches Schaffen. Karkavitsas setzte sich mit der damals sehr kontrovers diskutierten Frage der geschriebenen und gesprochenen Sprachform auseinander und schuf eine besonders stilisierte literarische Sprache auf der Basis der gesprochenen Volkssprache. Er hat Erzählungen und Romane veröffentlicht, der Bettler (1896) gilt als sein wichtigstes Werk.