Ebenso temporeiche wie rührende Komödie mit ernsten Untertönen über eine Elfjährige, die mit ihrem an Alzheimer erkrankten Opa nach Venedig ausbüchst.
Das Motiv der Reise zieht sich ebenso wie ein roter Faden durch das Filmschaffen von Til Schweiger wie das Zueinanderfinden verwandter Seelen. In "Knockin' on Heaven's Door" wird zwei Todkranken der letzte Wunsch erfüllt, einmal das Meer zu sehen. "Barfuss" schickt einen verantwortungslosen Hallodri und eine Selbstmordkandidatin auf gemeinsame Reise. In "Schutzengel" muss ein ehemaliger SEK-Soldat ein Mädchen vor Killern retten. "Honig im Kopf" setzt die Tradition fort und verbindet die Roadmovie-Elemente mit den Impressionen unkonventioneller Familienkonstellationen, wie sie in "Keinohrhasen" oder den "Kokowääh"-Filmen im Mittelpunkt standen: Eine Elfjährige, gespielt von Schweigers Tochter Emma in ihrer dritten Filmhauptrolle, büchst mit ihrem an Alzheimer erkrankten Großvater, souverän verkörpert von Dieter Hallervorden, von Zuhause im Norden Deutschlands aus, um ihn mit nach Venedig zu nehmen, wo er einst die Liebe seines Lebens kennengelernt hatte.
Alzheimer nimmt als Thema viel Raum ein in dem Film, der auf sehr direkte und unverblümte Weise um Verständnis wirbt. Aber auch die kriselnde Ehe der Eltern des Mädchens, gespielt von Til Schweiger und Jeanette Hain, spielt eine wichtige Rolle: Wie zwei Menschen wieder Vertrauen zueinander fassen, weil das Abenteuer, ihre Tochter wieder zu finden, sie zusammenschweißt, spiegelt Schweigers ungebrochenes Vertrauen in die Macht der Liebe. Es ist die Arbeit eines Romantikers ebenso wie eines überzeugten Dickkopfs, der nicht einsieht, seine Filme auch nur einen Deut anders zu machen, als er es für richtig hält. Damit bietet er Reibungsflächen, in diesem Film mehr denn je, aber dafür liebt ihn sein Publikum auch, das ihn mit mehr als 20 Millionen verkauften Tickets für seine letzten sechs Filme in den vergangenen sieben Jahren zum erfolgreichsten deutschen Filmemacher gemacht hat. Die Figuren sind auch hier wieder rastlos und immer in Bewegung, die Szenen halten sich nicht mit unnötigem Geplänkel auf, die Schnittfrequenz ist vielleicht noch höher als bisher. Durchatmen ist nicht erlaubt. "Honig im Kopf" ist geprägt von schonungsloser Direktheit.
So wie die Figuren, die er in seinen Filmen spielt, in diesem Fall der erfolgreiche Geschäftsmann Niko, macht der Filmemacher Til Schweiger aus seinem Herzen keine Mördergrube, wenn er mit seiner Art auch anecken mag: So variiert er bekannte Motive zu einer sehr persönlichen, manchmal etwas undisziplinierten Komödie mit ernsten Untertönen, die unmittelbar auf Herz und Bauch zielt. Nicht jede Episode in diesem ausufernden Trip, der seine unerschrockenen Helden auf ihrem Weg in die Toiletten des Bozener Bahnhofs und ein Nonnenkloster in Südtirol führt, Freundschaften schließen und Allianzen schmieden lässt, ist ein unbedingter Volltreffer, aber das spielt keine Rolle bei dem hohen Tempo, das der Film anschlägt, und der schieren Energie, mit der sich die Kinobilder im Breitwandformat aneinanderreihen. Es ist unmöglich, nicht berührt zu werden von diesem zweistündigen Ritt, der doch nur eines will: dass die Menschen zusammenfinden.