Warum geht es in Griechenland nicht endlich aufwärts? Die unbekannte Gruppierung "Griechen der fünfziger Jahre" glaubt die Schuldigen zu kennen. Aber geht die jüngste Mordserie wirklich auf ihr Konto? Und wer steckt dahinter? Kommissar Charitos ermittelt im Chaos von Athen.
Claudia Hüllmann, Krimi-Liebhaberin sagt:
Spätestens mit seinem Roman "Faule Kredite", der 2011 erschien, als die griechische Staatsschuldenkrise das Hauptthema in den Medien war, wurde Petros Markaris einer breiten Leserschaft bekannt. Und auch in seinem nunmehr zehnten Roman lässt Markaris den schrulligen Kommissar Kostas Charitos nicht nur in einem Mordfall ermitteln, er breitet ein Panorama des heutigen Griechenlands aus, rückwärtsgewandt, korrupt, radikal und hoffnungslos verschuldet. Kostas Charitos ist ein ziemlich durchschnittlicher, fast langweiliger Kommissar - aber er besitzt einen messerscharfen Verstand. In diesem Buch wird seine Tochter, mittlerweile Anwältin für Menschenrechte, böse zusammengeschlagen: Einer Truppe Neonazis passt es nicht, dass sich Katerina für Immigranten einsetzt. Kurz danach findet eine Putzfrau den erhängten Deutschgriechen Andreas. Alles deutet auf Selbstmord hin, aber dann weiß es eine seltsame Gruppe, "Die Griechen der fünfziger Jahre", besser - Andreas wurde ermordet. Und er wird nicht der letzte Tote sein... Kostas Charitos wurschtelt sich durch dieses Dickicht, der Leser folgt ihm, fasziniert und angewidert zugleich. Dadurch, dass der Roman im Präsens und der 1. Person Singular geschrieben ist, hatte ich beim Lesen immer das Gefühl, direkt dabei zu sein. "Zurück auf Start" ist nicht nur ein Krimi, es ist ein Gesellschaftsroman ohne glückliches Ende und ohne Sentiment. Absolut lesenswert!
Autorenportrait
Petros Markaris, geboren 1937 in Istanbul, ist Verfasser von Theaterstücken und Schöpfer einer Fernsehserie, er war Co-Autor von Theo Angelopoulos und hat deutsche Dramatiker wie Brecht und Goethe ins Griechische übertragen. Mit dem Schreiben von Kriminalromanen begann er erst Mitte der neunziger Jahre und wurde damit international erfolgreich. Er hat zahlreiche europäische Preise
gewonnen, den Raymond Chandler Award 2011, den Fregene Prize 2012, den Premi Pepe Carvalho 2012 sowie den Prix du Polar européen 2013. Petros Markaris lebt in Athen.