Ein Mann, ein Berg, ein Fahrrad - das sind die zentralen Handlungselemente in Juli Zehs Roman "Neujahr", der auf die Leserinnen und Leser einen ähnlichen Sog entwickelt wie die Ereignisse des Neujahrstages 2018 auf den Protagonisten selbst. Henning ist Verlagsmitarbeiter, verheiratet und junger Familienvater. Er glaubt, glücklich zu sein, wird aber seit einiger Zeit von massiven Panikattacken heimgesucht, deren Ursache er sich nicht erklären kann. Zur Entspannung vom zehrenden Familienalltag bucht er für sich und seine Familie für die Weihnachtsferien einen Urlaub auf Lanzarote, wo er am Neujahrstag alleine eine Radtour unternimmt. Völlig erschöpft legt er einen Stopp im Bergdorf Femés ein und gelangt auf ein Grundstück, das ihm bekannt vorkommt, obwohl er seiner Erinnerung nach niemals vorher auf der Insel gewesen ist. Genau hier findet er den Schlüssel zu all den seelischen Qualen der vergangenen Zeit.
Juli Zeh gelingt es mit ihrer kristallklaren Sprache, die Leserinnen und Leser in die Psyche eines Menschen eintauchen und regelrecht durchleben zu lassen, welch destruktive Wirkung Kindheitserfahrungen auch noch Jahre später entfalten können - eine fesselnde Geschichte, der sich niemand entziehen kann.