Ersehnt und gefürchtet zugleich: Der Wechsel vom Berufsleben in den Ruhestand. Gewohnte Abläufe im Alltag sind plötzlich hinfällig, freie Zeit ist im Überfluss vorhanden - doch was fängt man mit ihr an? Nicht selten brechen jetzt Konflikte auf und werden Paare in ihrem Verhältnis zueinander noch einmal auf den Prüfstand gestellt: Wie viel Anpassung verlangt die ungewohnt enge Zweisamkeit - und wie viel Distanz? Was trägt die Partnerschaft, wenn alte Rollen nicht mehr gelten? Wie sollen gesundheitliche und finanzielle Einschränkungen bewältigt werden? Bettina von Kleist befragte Paare, wie sie mit diesen Herausforderungen umgehen. Lebensnah beschreiben sie, wie sich in der neuen Lebensphase Ehe und Beziehungen wandeln. Daneben hat die Autorin Langzeitstudien und repräsentative Umfragen ausgewertet und macht so, ergänzt durch die Aussagen von Fachleuten, auf Probleme aufmerksam - aber auch auf die Chancen, die der neue Freiraum Ruhestand für Paare bietet.
Inhalt
Vorwort 11
Terra incognita:
Der Ruhestand zu zweit 13
Abschied vom Beruf
Morgens bleibt der Wecker stumm 18
Die grenzenlose Freiheit - Horror Vacui oder Urlaubsstimmung? 18
Status- und Machtverlust 20
Erwartungen an den Ruhestand 21
Wilhelm Kewig: "Man fällt in ein Loch und weiß nicht, wie tief es ist." - Sonja Kewig: "Der Ruhestand ist wie eine Krankheit, die ich loswerden will." 23
Michael Gregor: "Ich kam mir völlig nutzlos vor." - Isabella Gregor: "Auf diesen Absturz war ich nicht gefasst." 29
Beruf als Stützpfeiler der Identität 34
Karriere oder Broterwerb? 34
Der erste Tag im Ruhestand 36
Wechselwirkung von Selbstbild und Fremdbild 38
Richard Meinart: "Ich habe nicht loslassen müssen - ich habe mich abgewandt." - Miriam Meinart: "Offen über Probleme zu sprechen, ist schwierig." 41
Horst Bekstein: "Ich habe zu Hause die Decke angestarrt." - Elsa Bekstein: "Ich konnte ihn nicht ständig trösten." 49
Alter Hase oder altes Eisen? 56
Lebenserwartung und Lebensarbeitszeit früher und heute 56
Abgesicherter Ruhestand: eine Erfindung der Neuzeit 57
Achim H.: "Kämpfen will ich nicht mehr." - Godela H.: "Plötzlich muss man das Auto selbst in die Waschanlage fahren." 60
Zyklen des Abschiednehmens müssen durchlebt werden 69
Barbara Langmaack, Unternehmens- und Lebensberaterin, Hamburg 69
Sich neu begegnen
Erst der Job - dann die Familie? 72
Die Erfindung der Hausfrau 72
Die Frau sei ihrem Manne untertan? Ehe im Wandel 74
Werktätige Muttis im Osten, Hausfrauen im Westen 75
Prägende Rollenmuster 77
Etta Decker: "Er machte Karriere. Ich machte beruflich das, was ging." 83
"It's good to have a husband. But never for lunch." 89
Konfliktzone Haushalt 89
Beziehungen zu Nachbarn, Kollegen, Verwandten 92
Gustav Scheve: "Ein Rest Selbstbestimmung muss sein." - Charlotte Scheve: "Wenn ich einen Plan habe, will ich den auch durchziehen." 95
Karen Quandt: "Wir treffen uns auf einem immer niedrigeren Level." 105
Das Empty-Nest-Syndrom 111
Das Verhältnis zu erwachsenen Kindern 111
Das Verhältnis zu Enkeln 115
Dorothea Lohmann: "Man muss die Tage lebenswert machen." - Heiner Lohmann: "Ich bastele ständig etwas." 117
Vom Müssen zur Muße zum Müßiggang 125
Veränderungen im Tagesrhythmus 125
Die Macht der Gewohnheit 126
Hobbys und Ehrenämter 128
Tabuzone Arbeitsplatz 130
Ulrich Mint: "Der Rollentausch ist gar nicht so verkehrt." - Christel Mint: "Mein Mann kann schlecht allein sein." 131
Jetzt lernt man sich erst richtig kennen 138
Mehr Miteinander oder mehr Gegeneinander? 138
Nähe und Abgrenzung 139
"Nie hörst du auf mich!" - Fürsorge und Macht 141
Kontrolle und Kompromisse 143
Anerkennung und Kritik 144
Nun sprich doch endlich! 145
Hugo Klimm: "Wichtig ist, dass jeder eigenständig bleibt." - Franz Brewe: "Am liebsten würde ich die Zeit anhalten." 147
Karin Hellmer: "Die Zärtlichkeit ist geblieben." - Olaf Hellmer: "Man muss nicht alles ausdiskutieren." 153
Wer bin ich noch für dich?
Wer bist du noch für mich? 160
Veränderung des Selbstbildes 160
Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen 161
Bewahren und Entwickeln 163
Chancen und Klippen des späten Rollentausches 164
Ungleichzeitiges Altern 166
Susanne Weil: "Das Wichtigste ist unsere Partnerschaft." 167
Jutta Neubert: "Ich fühlte mich oft als häusliche Geräuschkulisse." 172
Ab 60 stellt sich innerlich ein leiser Brummton ein 178
Das Alter: nur Verlust oder auch Gewinn? 178
Altern als "Naturschauspiel" 179
Das Alter ist weiblich 180
Streit entzweit - Auseinandersetzung verbindet 182
Dr. Peter Goebel, Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Berlin 182
Zäsuren in der Partnerschaft
Wenn der Partner pflegebedürftig wird 186
Wer pflegt wen?
Wie verändert sich der Alltag? 186
Wie sich die Beziehung verändert 188
Lydia und Walter Utz: "Tage ohne Schmerzen sind glückliche Tage." 190
Katinka Lind: "Die Angst verheimlichten wir voreinander." 195
Ratschläge für pflegende Partner 199
Gabriele Tammen-Parr, Leiterin der Berliner Beratungs- und Beschwerdestelle bei Konflikt und Gewalt in der Pflege älterer Menschen "Pflege in Not" 199
Aufbruch zu neuen Ufern 201
Living apart together 201
Trennung und Neuanfang 202
Der alte Mann und das Mädchen 203
Der nahende Abschied: Partnerverlust im Alter 204
Heike Weber-Niehoff: "Mein Mann ist ein Junggeselle, der sich in die Ehe verirrt hat." - Vito Niehoff: "Wir wussten: wir müssen etwas ändern." 205
Lukas Schorn: "Einsamkeitsgefühle sind mir fremd." 211
Martin Monk: "Unsere Eheprobleme haben sich immer wieder eingependelt." - Anne Monk: "Es bleibt eine Basisliebe." 215
Schlusswort 223
"Ich nenne es Free Flow." 223
Anhang
Anmerkungen 226
Literatur 231
Nützliche Adressen 233
Zur Autorin 237