Die Kurzgeschichten und auch die „Griechischen Erinnerungen“ zeugen von einer guten Beobachtungsgabe des Schreibers sowie einer vorbehaltslosen Begeisterung und Liebe für die Griechen und die griechische Sache. Für eine heutige, mit den Verhältnissen vertraute Leserschaft mögen gewisse Merkwürdigkeiten, gepaart mit der großen Herzlichkeit der Griechinnen und Griechen, nicht unbekannt sein.
Die „Griechischen Erinnerungen“ zu Beginn des Buches sind ein Essay autobiografischen Inhalts, angestoßen durch den von Wiedmer und Melas organisierten Lehreraustausch um 1900, bei dem zuerst eine Schweizer Studiengruppe Griechenland bereiste und anschließend griechische Pädagogen die Schweiz besuchten.
Wiedmers Überzeugung birgt auch nach mehr als hundert Jahren eine tiefere Wahrheit. Die beiden im Buch veröffentlichten Kurzgeschichten sind landestypische Episoden – ihre Handlung vielleicht frei erfunden, vielleicht auch dem alltäglichen Leben entnommen und dramatisiert. Jedenfalls kann man sich bei dem „Schatz des alten Vassili“ leicht vorstellen, dass die Anregungen dazu eigenen Erfahrungen des Schreibenden entspringen. Es geht dabei um Raubgrabungen und verbotenen Antiquitätenhandel. Der Handlungsablauf ist spannend konstruiert und wartet mit einer verblüffenden Lösung auf. Auch „Der Weinberg der Therianakis“ scheint aus dem Leben gegriffen. Das tiefe Misstrauen der unberechenbaren, aber schlauen Hinterwäldler von Megakastron gegenüber behördlichen Einmischungen ist nicht aus der Luft gegriffen.