Neonleuchtreklame beschert Amanda Michalopoulous Protagonistenpaar unerwartete Gäste. Mit einer guten Portion schwarzem Humor wird das zerschlissene Esszimmer zum französischen Restaurant umgewandelt, Hundefutter zu Lachshäppchen, Hustensaft zu Likör verarbeitet. Der Garaus wird jedoch nicht nur den weitgereisten Eindringlingen gemacht, die Heldin rechnet während des fünfgängigen Menus auch mit der eigenen Existenz und ihrer blinden Liebe ab.
Amanda Michalopoulous Heldinnen zwischen New York und Athen sind auf der Suche nach sich selbst. Erinnerung und Gegenwart entwickeln sich entlang an kulinarischen Entdeckungen oder eigentümlichen Buchtiteln. Die Selbstreflexion über das Schreiben paart sich bei der griechischen Schriftstellerin mit dem Leitmotiv des Reisens, des Unterwegsseins, sie sagt von sich: "Die Fremde gibt mir die Freiheit, wie eine Schauspielerin andere Identitäten zu erfinden – und doch kann ich meiner griechischen Identität nicht entkommen. Diese Mischung ist ein idealer Nährboden für die Fantasie." Und für feinsinnige Beobachtungen: Beiläufiges verschränkt sich auf unaufdringliche Weise mit Tiefgründigem, Humorvolles mit Melancholischem. Die Spannung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, typisch für Amanda Michalopoulous Figuren, bestimmt auch ihre Themen von Sophokles bis zu kosmopolitischer Moderne.
„Zwei Schnecken. Sie sind dem Kochtopf entronnen. Bis zum Wasserhahn sind sie gekommen und haben sich mit verschränkten Fühlern vereinigt. Ihr weicher Körper erbebt, als wehe ein starker Windd. Zwei verliebte Schnecken, in ihren intimen Akt vertieft, im selben Augenblick, in dem Albert altbackene Kekse auftischt, die Fremden wiehern und ich mir die Schläfen benetze.“
„Ich packe sie am Häuschen. Ich hebe sie hoch. Ich versuche sie mit den Händen voneinander zu lösen, ohne Erfolg. Wenn die Schnecken geben und nehmen, kennen sie kein Erbarmen. Was soll ich bloß tun? Ich klettere auf die Spüle und werfe sie mit Schwung gegen das Fenster. Die Häuschen splittern da und dort, aber die schleimigen Körper bleiben vereint.“