Erinnerung und Gedachtnis stehen seit geraumer Zeit im Zentrum kulturwissenschaftlicher Debatten. Die kollektive Vergegenwartigung von Vergangenheit, ihre mediale Prasentation, sinnstiftende und handlungsleitende Funktion und ihre Verankerung in sozialen Praktiken und Diskursen, fur die sich die Bezeichnung Geschichtskultur eingeburgert hat, gehoren mittlerweile zum Themenkanon aller historischen Disziplinen. Die in diesem Band versammelten Studien fragen nach dem Zusammenhang von Feiern und Erinnern in der griechisch-romischen Welt und verfolgen ihn uber ein ganzes Jahrtausend hinweg: vom klassischen Griechenland bis in die Spatantike. An konkreten Beispielen wird gezeigt, daa Fest- und Erinnerungskultur in der Antike eng verbunden waren, weil viele Feste Vorstellungen uber eine dem Anspruch nach fur alle verpflichtende Vergangenheit transportierten, die im gemeinsamen Vollzug regelhafter Handlungsfolgen vergegenwartigt und verinnerlicht wurden. Die Geschichtsbilder, die im Fest vermittelt wurden, waren meist simpel, aber sie erreichten einen groaen Personenkreis und pragten sich diesem oft nachhaltig ein. Auf eine ausfuhrliche Einleitung, die den Band forschungsgeschichtlich situiert, folgen sechs Einzelstudien, je eine zu Festen im klassischen Griechenland und in den hellenistischen Burgerstaaten, zu Festen in der romischen Republik und zu Festkalendern der fruhen Kaiserzeit, zu den Jubilarfeiern romischer Kaiser und zur kosmischen' Bedeutung des Hippodroms in Konstantinopel.